Als Tochter eines Weisen, der verarmt zurückgezogen und versteckt in den entlegenen höhergelegenen Bergen zwischen Aquilonien und Zingara lebte, wuchs ich einsam und sehr naturverbunden auf. Wir lebten sehr bescheiden in einer kleinen, aber auch im Winter warmen Hütte, die jedem Wetter, selbst den Stürmen strotzte. Auch regnete es nie durch. Wir ernährten uns von Wild, meist Kleinwild, Früchten, Beeren, Kräutern und selbstgemachten Hirsebrot und je mehr ich heranwuchs, desto mehr Aufgaben übernahm ich. Mein Vater verlangte nie etwas von mir, gab mir nie Befehle und ich folgte ihm dennoch auf Schritt und Tritt, sofern ich es konnte und er es mir erlaubte.
Mein Vater war in den benachbarten aber über mehrere Tagesmärsche entfernten Dörfern nicht sehr angesehen. Sie hielten Distanz zu uns und tuschelten, wenn sie uns sahen. Sie achteten mehr auf das Äussere und den Rang eines Menschen, dennoch begegneten sie uns in ihrer Weise korrekt und zahlten für das wir zu liefern hatten einen zwar nicht guten, aber doch halbwegs angemessenen Preis.
Was mir erst später auffiel, niemand hatte sich jemals mit meinen Vater angelegt und auf Provokationen und Herausforderungen reagierte er einfach nicht, tat so, als sei er nicht gemeint oder verstünde nicht, was vor sich ging. Viele legten es ihm als Schwäche aus, hielten ihn für erbärmlich. Auch mich musterten sie deshalb abfällig. Ich wusste aber, dass er anders war. Einmal dachte ich, als vier hünenhafte Fremde sich vor ihm aufbauten, bei deren Anblick oder Nähern sich die Dorfbewohner schleunigst verzogen, es würde unser Leben kosten, hatte sehr grosse Angst, weil ich eine solche Situation das erste Mal erlebte. Doch mein Vater tat wieder so, als wären sie nicht da bis sie sich vor ihm stellten und uns den Weg versperrten, nicht mehr weiterliessen. Mein Vater sprach kein einziges Wort, blickte sie alle nur regungslos mit zerfurchter Miene an, während ich mich hinter ihm festklammerte und zu verstecken versuchte, obwohl das gar nicht ging. Sie geiferten nach mir, da ich zwar noch sehr jung, aber meine Brüste zu wachsen begannen. Der Abstand zu ihnen betrug nur ein bis zwei Meter. Dann schob mich mein Vater langsam nach hinten etwas abseits ohne sie aus dem Blick zu verlieren, stellte sich auf. Es hing etwas Düsteres in der Luft und er zischte gefühllos und kalt der folgende Satz durch seine Lippen: “Ein Mensch, der nicht zu sterben gewillt ist, verdient nicht zu leben.” Dann riss er sein ledernes Hemd vom Leib, entblösste seinen Oberkörper. Beim Anblick seines mit vielen dicken teilweise sehr grossen Narben übersähten und zerfurchten knüppelharten Körpers mit zahlreichen Tätowierungen mystischer atlantischer Symbolik und geheimnisvollen Brandzeichen konnte man den Schrecken in ihren Augen aufblitzen sehen, auch wenn sie es zu verbergen suchten. “Trefft eure Wahl,” fügte mein Vater trocken hinzu. Sie wichen zurück, überlegten es sich, obwohl er nur mit einem Langdolch bewaffnet war, der noch an seiner Seite baumelte. “Es ist nichts,” sagte der Anführer. “Wir haben euch verwechselt.” Sie gingen nun weiter, zogen an uns vorbei. Ich freute mich riesig, sprang zu meinem Vater und hielt mich fest an seinem rechten Arm, der noch hart wie Eisen angespannt war. Wir sahen diese Typen noch einige Male, wenn wir ins Dorf kamen, aber sie machten später immer einen Bogen um uns, wenn sie uns sahen, verzogen sich aus dem Dorf sogar ganz, wagten nie wieder uns auch nur zu nahe zu kommen. Ich grinste dann immer etwas frech und mein Vater zupfte an meinem linken Zopf, sagte dann immer: “Lass das!”, obwohl er das gar nicht sehen konnte.
Ein Dorfbewohner hatte es auch mitangesehen und an seinem Blick konnte man ablesen, dass er völlig verwirrt war. Beim nächsten Dorfbesuch spürte ich wie die Dorfbewohner uns mit mehr Respekt entgegenkamen und der Händler bei dem mein Vater immer die Sachen tauschte, gab ihm zum erstenmal einen Nachlass und ich durfte mir eine bronzene Brosche aussuchen. Mein Vater wollte dies nicht annehmen, aber er sagte, wir seien nun Stammkunden, schliesslich sei es im Dorf seit dem Vorfall etwas ruhiger geworden, das sei alles oder ob er eine wolle ? Mein Vater schüttelte den Kopf und schaute mich an. Es war ein wundervolles Gefühl. Die Brosche war einfach herrlich, ich hatte sie schon so oft angesehen. Sie war schlicht gehalten und man konnte sie auch als Spange benutzen um einen Umhang zu binden oder das eigene Haar. Es war ein Stab, um den sich eine Schlange wickelte, links mit einem Schlangenkopf und rechts mit Zeichen der Dreieinigkeit. Ich fragte den Händler, was es bedeutete, mein Vater tat abgelenkt, obwohl er es bestimmt wusste und der Händler sagte, genau könne er es mir nicht sagen, da müsse ich zum Druiden gehen. Ich schaute meinen Vater an und er nickte daraufhin. Ich durfte gehen. “Er ist hinter dem Rondeel zu finden, du hast Glück, um diese Zeit ist er immer da,” rief der Händler mir nach.
Ich lief geschwind dorthin und sah einen älteren Mann bereits im Vorgarten einer kleinen Hütte, in gebückter Haltung an den Büschen etwas schneiden. Ich blieb vor dem Eingang zu seinem wild bewachsenen Grundstück stehen und fragte, ob er der Druide sei. Er erhob sich, drehte sich zu mir um. “Was ist das für eine Frage?” fuhr er mich an. “Ach, ihr seid die fremde Göre des Eremiten aus den Bergen. Fass dich kurz und raub mir nicht die Zeit, was willst du denn ?” Er kam auf mich zu und musterte mich mit tiefem durchdringenden Blick. Ich spürte, er zog mir meine Seele aus, doch ins Innere gelangte er nicht, was ihm missmutig anzumerken war. Ich zeigte ihm die Brosche vor. “Ich habe sie vom Händler, die Bedeutung konnte er mir nicht erklären.” “Der Narr, verkauft alles ohne Sinn und Verstand und später wundert er sich, was es anrichtet. Kaufleute sind Narretei. Was mußtest du bezahlen?” “Er hat sie mir geschenkt.” “Das sieht ihm ähnlich, diesem Schlitzohr. Die hat er nämlich seit Jahren dort liegen, mußte sie immer putzen, hat alles nichts genützt, er wurde sie nicht los.” Ich war etwas enttäuscht, obwohl sie mir sehr gut gefiel. Sie funkelte im Licht. Die Schlange schien mich anzulächeln, als ich sie erworben hatte, schaute sie eher böse, wie alle Schlangen. “Ja, sie hat eine neue Besitzerin und schon lange darauf gewartet, aber sie ist auch wählerisch, einen dämlichen Narr will sie bestimmt nicht, dafür ist sie zu weise,” er musterte mich erneut und ich spürte wie ein Ruck durch mich ging und hielt den Atem an. Für einen Moment hat er etwas sehen können, dann wurde es ihm wieder verborgen. Seine Augen wurden nun gross. Er schien etwas fassungslos. "Dein Vater ist mächtig. Nun gut. Wir liegen nicht im Streit. Zu deiner Frage: Am Ende des Stabs hängt unsere Welt zu drei Teilen vereint, wie alles, was uns begegnet: Wasser, Luft und Erde; Frühling, Sommer, Winter; Liebe, Fruchtbarkeit und Tod; Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung; Wahrheit, Lüge und Krieg. Die Dreieinigkeit vereint die Oberwelt der Götter, die Unterwelt der Toten und die Mittelwelt der Lebenden. Die Schlange hält mit ihrer Weisheit diese Welt, beschützt sie und wendet das Unheil ab, sie gibt der Welt Fruchtbarkeit, symbolisiert das Leben. Sie häutet sich, wird neugeboren und findet sich im Höchsten, wie im Tiefsten zurecht.” Nach einer kurzen Pause: “In der Tiefe will niemand stehen, deshalb mochte niemand diese Brosche kaufen. Viele nicht einmal geschenkt. Die Brosche wird dich beschützen, sie ist für dich bestimmt, denn du, du wirst die Hölle sehen.”
Er wandte sich ab, liess mich stehen und ging zurück zu den Büschen um weiter zu schneiden. Nach einer Weile hatte ich mich gefangen und rannte schnell zurück zu dem Laden. Die Brosche hielt bereits meine Haare ganz dicht zusammen.
"Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel."
"Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel." - Marie von Ebner-Eschenbach
Molon Labe versteht sich als privates Story- und Fansite-Projekt des von dem fantastischen Erzählwerk Robert E. Howards inspirierten Massive Multiplayer Onlinegame Age of Conan.
Vor allem ist es ein Schreibprojekt von Geschichten rund um die gespielten Charaktere, angeregt durch das Spielgeschehen Hyborias in Age of Conan wirkt es schliesslich in einer eigenen fantastischen Welt vorantiker archaischer Zeit - ganz im Stile von Sword, Sex and Sorcery.
Sämtliche Veröffentlichungen sind Entwürfe oder Manuskripte, also unfertig. Es geht dabei nicht um literarische Meisterschaft, sondern um das einfache Erzählen mithilfe des Schreibens.
"Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter." - Ralph Waldo Emerson
Seiten
Belite, die Eroberin - Hohe Dienerin Mitras
Hier entstehen die Geschichten um Belite, eine sagenhafte Gestalt uralter Legenden grauer Vorzeit.
Eine Kriegsamazone, selbstsicher und unabhängig, die einzige weibliche Primus Centurio des Blutordens der Mitraner in einer brutalen männlichen Welt der Gier nach Macht durch Unterdrückung und Unterwerfung.
Belite ist gütig und liebevoll, tugendhaft und aufrichtig. Freiheit und Gerechtigkeit gehen ihr über alles.
Belite betet Mitra an, die ihr schliesslich auf fernen Reisen in einer Vollmondnacht erscheint, ihr das wahre weibliche Anlitz der Naturgöttin zeigt und sie zu ihrer Erleuchteten im ewigen Krieg gegen die dunklen Mächte der Unterwerfung und Zerstörung macht.
Einsam, aber nicht allein tritt sie für die Schwachen, Armen und Wehrlosen ein, wird aber von diesen als unheimliche Bedrohung angesehen, denn dort, wo sie Magie und Schwert hinführen, gerät die alte Ordnung aus Betrug und Falschheit aus den Fugen.
So wird aus ihr eine einsame Abenteurerin im Zwiespalt mit der Welt und im Ringen mit den beherrschenden Mächten. Deshalb erscheint sie verflucht, verfolgt, ist ihrer Bestimmung und ihrem Schicksal ergeben.
Belite ist die Keimzelle für eine kleine eingeschworene Gemeinschaft voller Sehnsucht und Hingabe, junge und eigensinnige Gefährtinnen, die ihr in freiem Willen ergeben sind und gemeinsam mit ihr traumhafte Momente der Glückseeligkeit und tiefgrausamen Qual erleben sowie in wundersamer Weise todesmutig für das Gute eintreten - bis zum Untergang.
Es gibt kein Entrinnen oder Erbarmen. Unerbittlich gibt es nur eine Entscheidung: Gut oder Böse - Leben oder Tod !
Montag, 2. Mai 2011
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