"Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel."


"Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern zum Ziel." - Marie von Ebner-Eschenbach

Molon Labe versteht sich als privates Story- und Fansite-Projekt des von dem fantastischen Erzählwerk Robert E. Howards inspirierten Massive Multiplayer Onlinegame Age of Conan.

Vor allem ist es ein Schreibprojekt von Geschichten rund um die gespielten Charaktere, angeregt durch das Spielgeschehen Hyborias in Age of Conan wirkt es schliesslich in einer eigenen fantastischen Welt vorantiker archaischer Zeit - ganz im Stile von Sword, Sex and Sorcery.


Sämtliche Veröffentlichungen sind Entwürfe oder Manuskripte, also unfertig. Es geht dabei nicht um literarische Meisterschaft, sondern um das einfache Erzählen mithilfe des Schreibens.

"Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter." - Ralph Waldo Emerson




Seiten

Belite, die Eroberin - Hohe Dienerin Mitras


Hier entstehen die Geschichten um Belite, eine sagenhafte Gestalt uralter Legenden grauer Vorzeit.

Eine Kriegsamazone, selbstsicher und unabhängig, die einzige weibliche Primus Centurio des Blutordens der Mitraner in einer brutalen männlichen Welt der Gier nach Macht durch Unterdrückung und Unterwerfung.

Belite ist gütig und liebevoll, tugendhaft und aufrichtig. Freiheit und Gerechtigkeit gehen ihr über alles.

Belite betet Mitra an, die ihr schliesslich auf fernen Reisen in einer Vollmondnacht erscheint, ihr das wahre weibliche Anlitz der Naturgöttin zeigt und sie zu ihrer Erleuchteten im ewigen Krieg gegen die dunklen Mächte der Unterwerfung und Zerstörung macht.

Einsam, aber nicht allein tritt sie für die Schwachen, Armen und Wehrlosen ein, wird aber von diesen als unheimliche Bedrohung angesehen, denn dort, wo sie Magie und Schwert hinführen, gerät die alte Ordnung aus Betrug und Falschheit aus den Fugen.

So wird aus ihr eine einsame Abenteurerin im Zwiespalt mit der Welt und im Ringen mit den beherrschenden Mächten. Deshalb erscheint sie verflucht, verfolgt, ist ihrer Bestimmung und ihrem Schicksal ergeben.

Belite ist die Keimzelle für eine kleine eingeschworene Gemeinschaft voller Sehnsucht und Hingabe, junge und eigensinnige Gefährtinnen, die ihr in freiem Willen ergeben sind und gemeinsam mit ihr traumhafte Momente der Glückseeligkeit und tiefgrausamen Qual erleben sowie in wundersamer Weise todesmutig für das Gute eintreten - bis zum Untergang.

Es gibt kein Entrinnen oder Erbarmen. Unerbittlich gibt es nur eine Entscheidung: Gut oder Böse - Leben oder Tod !

Montag, 29. November 2010

Grundrisse der Legende

Belite wuchs zunächst recht wohlbehütet auf dem väterlichen Fürstentum in Aquilonien auf. Ihr Vater schenkte ihr aber keine Liebe wohl wegen ihres Eigensinns und ihrer Herkunft, da sie die uneheliche Tochter aus einer Beziehung mit ihrer verstorbenen Mutter Belit, der Königin der schwarzen Küste, einer wilden Piratin mit vielen wechselnden Liebschaften war. Es hiess, Ihre Mutter stammte von einem shemitischen Königsgeschlecht aus Asgalum ab. Ihr Vater respektierte diese Besonderheit, weshalb er sie überhaupt aufgenommen hatte und ihr viele Freiheiten über die Standesregeln hinaus zugestand. So erlernte Belite die eigentlich nur Männern vorbehaltene Kampf- und Schwertkunst.

Als ihr Vater sie mit Erreichen des sechzehnten Lebensjahres als Maitresse weiterreichen wollte, wendete sich ihr Schicksal, da nun der König, der einst ihre verstorbene Mutter Belit geliebt hatte, von ihrer Existenz erfuhr. Er kaufte sie sofort frei und liess sie nach Cimmerien bringen, wo sie auf offene, aber auch sehr harte Menschen stiess. Sie liebte deren Naturverbundenheit und interessierte sich sofort für den Schamanismus, verbesserte ihre aquilonische Kampfkunst- und Schwertkunst mit der cimmerischen todbringenden Brutalität. Dies trug ihr grossen Respekt ein, vor allem auch bei den männlichen Kriegern. In Zweikämpfen galt sie als ebenbürtig, fair, aber unerbittlich. In Turnieren bot sie lange ausgiebige Kämpfe und trieb das Publikum durch ihre weibliche Eleganz zur Raserei. Kämpfe um Leben und Tod verliefen häufig kurz, äußerst brutal und unerwartet und von einem Schaudern begleitet. Und häufig wendete sie eine als hoffnungslos sich abzeichnende Niederlage in einen atemberaubenen Sieg.

Einmal hatte ein bulliger Hüne voller Urgewalt sie bereits bewusstlos am Boden, schleuderte ihr Schwert in weiten Bogen davon, zerschnitt ihre Rüstung, entkleidete sie auf diese Weise, ritzte dabei genüsslich ihre Haut auf, verspottete sie und johlte den Schaulustigen rund um den Kampfplatz zu. Ihr Kopf drehte sich benommen langsam hin und her, als sie zu sich kam und ihren trägen Körper krümmte und sich wälzte unter den teils tiefen Schnitten auf ihrem Leib. Ihr Blut tränkte dunkelfärbend den sandigen Boden, der grosse Blutverlust schien sie völlig zu erschöpfen. Er war gierig und voller sadistischer Geilheit und bereit, sie in diesem schlimmen Zustand zu nehmen, setzte sich auf ihr Becken, löste seinen Gürtel, aber viele schrien, er sollte endlich zustossen, ein Ende machen, das wollten sie nicht sehen, sie habe das nicht verdient. Was ihm nicht gefiel, aber die Daumen zeigten nach unten. Wetten wurden nicht mehr angenommen. Manche bemühten sich bereits lauthals, teils entnervt oder lachend um die Auszahlung, wendeten sich ab und den sich bereitmachenden nachfolgenden Kämpfern zu. Der Kampf schien zuende, ihr ein unwürdiger Tod gewiss. Der Kampfrichter gab ein ultimatives Zeichen. Aus der Hocke, er hatte ihre Schenkel bereits weit auseinandergeschoben und angehoben, um sie trotz einiger Proteste zu vergewaltigen, erhob sich der Hüne nun widerwillig und liess sie fallen.. Breitbeinig, noch immer lüstern und erregt, baute er sich nun mächtig auf, hob seine Arme mit dem Schwert weitsichtbar wie ein Sieger in die Höhe, holte mit beiden Armen zum tödlichen Stoss seines nach unten auf Belites Herzseite gerichteten barbarischen Krummschwertes aus. Plötzlich, der Aufprall hatte in ihr einen Ruck der inneren Wachheit ausgelöst, schnellte Belite wie eine blutverschmierte Echse mit einem rasanten Schwung beiseite. Sein kraftstrozender  Stoss blieb mit aller Wucht im festen Sand stecken. Noch bevor er seine mächtigen Arme schützend hochziehen konnte, schoss Belite empor wie ein Vampir und ihr Biss durchtrennte weit und heftig blutspritzend seine Halsschlagader während sich ihr nackter Körper in einer Drehung um seinen Rücken schlang. Sie warf ihren Kopf wie ein Raubtier schlingend in den Nacken, spuckte angewidert das zähe Fleischstück aus, während er, sich um die eigene Achse drehend und sein Blut ringsum versprühend, wild schreiend versuchte sie abzuwerfen, aber sie hatte sich wie eine Bestie an ihn geklammert, riss beissend sein Ohr ab. Er blutete nun aus vielen Wunden und der Blutverlust seiner Halsschlagader, die er mit dem linken Arm pressend zu stillen suchte, zwang ihn ganz langsam in die Knie zu Boden. Die Zuschauer drängten sich voller Aufregung und viele ärgerten sich, diese Wendung verpasst zu haben. Sie stand nun, wie eine stolze Amazone dicht vor ihm, als er tief in die Knie ging, sein warmes Blut sprudelte auf ihren freien Oberkörper und sie hielt ihre Hände auf und schlürfte es, blickte ihm fremdartig jadefarbend in seine vom Schock weit geöffneten Augen, erniedrigte ihn auch seelisch, verrieb schliesslich sein Blut für einen Moment wie bei einer lustvollen Salbung zwischen ihren Schenkeln, über ihren Bauch und ihre Brüste. Das überwiegend männliche Publikum tobte. Soetwas hatten sie noch nie erlebt. Sie genoss seine Peinigung und sein Entsetzen, warf ihren Kopf in den Nacken und lachte dabei. Dann genauso überraschend trieb sie beide Hände in einer raschen Bewegung in die klaffende Wunde, das Blut spritzte erneut in einem heftigen Strahl in ihr Gesicht, zerriss bestialisch mit aller Kraft seinen muskelstrotzenden Hals. Knackend in einem kräftigen Ruck brach sie sein Genick und löste seinen Kopf mit einem Hieb seines eigenen Schwertes. Sie stellte sich breitbeinig auf und hielt seinen bluttriefenden Kopf über ihre Brüste ganz hoch, als wollte sie sich ölen, liess das Blut in ihren weit geöffneten Mund laufen, drehte sich so im Kreis zu allen Zuschauern dieses düsteren Todeskampfes. Vollends blutüberströmt wirkte sie wie ein grausamer weiblicher Blutvampir voll erotisierender Anziehungskraft und animalischer Stärke. Alle waren starr und fassungslos. Dann rief sie aus: "Das ist für euch - ihr Versager !" und schleuderte in hohem Bogen den Kopf des Hünen in die vom blutigen Ekzess und dessen unerwarteten Ausgang erstarrten Zuschauerreihen, also derer die gegen sie gesetzt hatten. Sie schrien auf, schon fast wie Weiber, deren Kleider schrecklich besudelt wurden. Die Wachen der Arena liefen nun auf, um sie zu schützen. Der Sandplatz galt als heilig und durfte nur von den Kämpfern und dem Kampfrichter betreten werden. Aufrecht verliess sie den Kampfplatz bis am Rande  angekommen ein Heiler sie stützte, sie klammernd auffing und sich händeringend um ihre schweren Wunden kümmerte, als sie völlig entkräfted zusammenbrach. Die anschliessenden Tumulte beim Wettmacher, die schlimmsten sei langem, hörte sie nicht.

Schon ihre Mutter galt als Tigerin, war männlichen Kriegern ebenbürtig, doch als was galt dann Belite ? Ein diesem beklemmenden Schauspiel beiwohnender fremder Schamane sah in ihrer fürchterlichen Unerbittlichkeit bereits das Monster, dass sich durch spätere Inkarnation der Naturgöttin Nintu auf ihre Dienerin Nawatu übertrug. Nintu, die man in einem entfernten Dialekt auch Belet-ili nannte, weshalb man mutmaßte, dass diese Bedeutung als göttliche Ankündigung und Bestimmung ihrem Namen innewohnte, aber auch dem Namen ihrer Mutter Belit, die bekanntlich in der shemitischen Götterwelt Zuflucht gesucht hatte.

Auf die rauhe cimmerische Zeit folgte für Belite eine mehrjährige ruhige Zeit im Mitra-Tempel, da sie dort ihre Kinder gebar und wo sie zunächst als Mitra-Tänzerin Salii Palatini ausgebildet wurde. Ihre Tanzinterpretation war voller Energie und Radikalität. Manche meinten, ihr persönlicher Stil sei unvereinbar mit Mitra, andere hingegen sagten, aus ihr spreche die Seele des unvermeidlichen Krieges. Kam es zum Aufruf zur Schlacht wurde sie als Haupttänzerin gerufen, weil sie das wahre Töten beherrschte und das Wesen des Krieges von Schmerz, Not und Leid und zerschellender Liebe auch kunst- und gefühlvoll, erotisch und martialisch, also gegensätzlich in ein in sich geschlossenes Bild und dramatisch in Szene zu setzen verstand. Ihre Tanzdarbietung inspirierte die Soldaten zu Heldentaten. Sie überhöhte den Widerspruch zwischen Herz, Geist und Seele und fügte diesen voller Macht und Hingabe im Dienste Mitras wieder zu einer alles überragenden Einheit zusammen. So erhielt sie ihren Beinamen, da nach einer Vorstellung ein Mitraoberhaupt voller Begeisterung ausrief: "Seht, die Hohe Dienerin Mitras!" Es geschah vor einem Feldzug, den Aquilonien gegen eine anrückende feindliche Übermacht glorreich gewann.

Sie vertiefte sich in metaphysische Methoden der Kontemplation, erweiterte ihre Bewußtwerdung in Vollmondritualen, verinnerlichte den Pfad der Tugend, ihre Seeleneinheit mit Mitra und die Werte der Wahrheit, der Freiheit sowie Gerechtigkeit. Schliesslich verliess sie den Tempel, wollte nicht akzeptieren, als Frau niemals gleichberechtigt anerkannt zu werden und wichtige Weihen niemals erlangen zu dürfen, meldete sich zum Blutorden der Mitraner "Mitras Macht", der all jene Krieger beherbergte, die weder Löwen der Mitrapriesterschaft, noch Schwarze Drachen des Königs sein konnten oder durften, aber zu talentiert waren, als sie in den grossen Landtruppen aufreiben zu lassen. Belite wurde die einzige königliche Matrona Primus Principes Centurio des Blutordens der Mitraner "Mitras Macht", der einst von der hoheitlichen Kirche und dem König zum Schutze gegen Invasoren als Strafexpedition ins Leben gerufen, später als unabhängiger Kriegsorden sich besonders auf den südöstlichen Schlachtfeldern Ruhm erwarb und wegen unerbittlicher Operationen im Hinterland des Feindes gefürchtet wurde.

Dann wechselte sie während einer Expedition auf höfliche Bitte des dortigen Herrschers zum Hofe Vendyhas, da dieser sie auf der Jagd kennengelernt und schwer beeindruckt von ihr war. Als sie ihn einlud, einer heiligen Zeremonie beizuwohnen, war er sehr fasziniert vom Mitra-Kult, begehrte sie und gab vor, die Mitrareligion auch im Reich einführen zu wollen. Sie diente dem Herrscher, dessen Charme sie schliesslich verfallen war, als Seherin und anfangs auch als Geliebte. Auf ihren weiten Erkundungsreisen entdeckte sie das verschollen geglaubte vendyhanische Orakel, belebte im Sinne dieser göttlichen Offenbarung schicksalshaft nach ihrer nun auferlegten Bestimmung ein letztes Mal den uralten archaischen Matronenkult in der Gestalt der Naturgöttin Mitra. Sie wurde vom Hofe abgesetzt, auch weil sie es leid war, letztlich nur als Maitresse herhalten zu müssen, der Herrscher der Vielweiberei, auch mit einer Vielzahl von Konkubinen frönte. Als er zuliebe dieser Genusssucht und aus politischen Gründen zum Ischtarkult konvertierte, konnte sie knapp ihrer Ermordung zuvorkommen. Ihr Gefolge hingegen wurde grausam hingerichtet. Mit ihrer ergebenen Dienerin Nawatu, die ihr ihr Leben verdankte und Belite sie als Stieftochter aufnahm, war ihr jedoch die fast überstürzte Flucht gelungen.

Beide bildeten die Keimzelle für eine verschworene Gemeinschaft von Mitra-Amazonen. Sie begründeten eine eigene kämpferische Sekte in der die weibliche Wesenheit der Naturgottheit Mitra als Lichtgestalt der Freundschaft, des Bündnisses und des Rechtes verkündet wurde, begleitet von heiligen Beschwörungen, erotischen Tänzen und Ritualen. Die kultische Nacktheit diente als Symbol für Schutzlosigkeit, Demut und Unterwerfung vor der göttlichen Macht. Die völlige Entblössung vor der Gottheit sollte zudem innere Stärke, Reife und Fruchtbarkeit beweisen. Dies vor einem Gefecht mit dem Feinde zu tun, verhiess göttliches Schicksal und Macht als Vorbestimmung für den Ausgang der Schlacht. Der gleichrangig betriebene Kult um die Schlangengöttin Nintu liegt bis heute noch weitgehend im Dunkeln, ausser dass zwischen Nintu und Mitra eine sehr starke kultische Verbindung im Sinne der Mutter Gottheit bestanden haben muß. Fest steht, beiden wurde eine spirituelle und okkulte Mystik nachgesagt und dass sie in der Lage waren im Reich der Toten zu wandeln und das Böse in der Unterwelt heimzusuchen. Hieraus bezogen sie eine bis heute ungeklärte Magie, wodurch es ihnen gelang, auch übermächtige gegnerische Heere vernichtend zu schlagen. Viele hielten diese aber nur für Visionen und die hexerische Kunst diese massenhaft auszulösen. Überlebende waren jedoch fest überzeugt, dass es geschah während hingegen Beobachter nichts entdecken konnten, ausser das bei den gegnerischen Kriegern unerwartet Panik ausbrach, was dann zum Zusammenbruch führte.

So wirken bis heute noch zahlreiche Legenden um Belite und ihre Dienerin Nawatu. Eine der bekannten Legenden überliefert ihre Rückkehr zum Blutorden, der nach einer verheerenden Niederlage an einstiger Bedeutung und Grösse einbüßte, in Vergessenheit geriet und wo man sie inzwischen verschollen glaubte. Ihre Ankunft wurde von den Verbliebenen wie die Rückkehr einer Heldin aus dem Totenreich gefeiert. Ihr Mitra-Kult traf den Nerv des am bösartig Okkulten leidenen Orden. Sie vertrieb die bösen Geister. Der Orden gewann durch ihre Neubeseelung erneut an Kraft, gründete neue Siedlungen und meldete sich auf dem Schlachtfeld zurück. Schliesslich bestimmten sie Belite zu ihrer Führerin.

Sie begab sich mit dem von ihr praktizieren Mitra-Kult und dem durch ihre Dienerin Nawatu zelebrierten Messen um die Schlangengöttin Nintu in Widerspruch zum Patriarchat der Orthdoxie und wurden mit einem Schisma belegt, aber als Hohe Dienerin Mitras und einstige Salii Palatini solange geduldet, wie man auf die gefürchtete Schlagkraft des Blutordens, der ihr die Treue schwor, in dem andauernden Kultur- und Glaubenskrieg nicht verzichten wollte. Dort, wo die Streitmacht des Blutordens unter ihrer Führung zum Einsatz kam, wurde von wahren Gewaltorgien voller Magie berichtet. Es wehte der Fluch des Todes, der verbrannten Leiber und der Erde. Feindesmächte mieden die Gebiete auf Jahre hinaus. Nur Kinder und Frauen wurden entgegen uralter Bräuche verschont und auch nicht wie weit verbreitet üblich als Sklaven in die Barbarbei geführt. Meist liessen sich einige Söldner und Ritter des Ordens mit ihnen nieder und gründeten mit ihnen neue mitranische Dorfgemeinschaften in den befreiten Regionen. Diese lagen überwiegend in den Weiten Turans und Hyrkanias rund um die Vilayetsee.

Als schliesslich im Zuge der Befreiungsideologie Belites der gesamte Orden konvertierte, in dem von ihm eroberten Regionen den wahren Glauben Mitras verbreitete und Belite die aquilonische Mitra-Religion als obristisch, korrupt, dekadent und frauenfeindlich geisselte, setzte die unnachgiebige und unbarmherzige Verfolgung seitens der aquilonisch-mitranischen Orthodoxie ein. Das aquilonische Mitratum verhängte die Häresie mit dem Vorwurf der Blasphemie. In den Wirren der hyborianischen Kriege konnte der Orden unter der geschickten Führung von Belite sich jedoch behaupten, zumal er sich immer wieder in die Weiten Turans zurückziehen konnte. Sie sagte sich am Ende von Aquilonien los, stand diesem aber immer wieder, wenn auch anfangs ungebeten, in Kämpfen bei und gründete ein eigenes mitranisch-matriachalisches Amazonenreich. Der ursprünglich patriachale mitranische Blutorden ging endgültig in ein weiblich dominantes Amazonenreich auf. Unter ihrer Heerschaft unterlagen Männer und Frauen einer gleichberechtigten und geschlechtsspezifischen Aufgaben- und Rollenteilung, was zu jener Zeit einzigartig war und viele Flüchtlinge in ihr Reich lockte, wodurch Handel und Landwirtschaft blühten. Frauen konnten ihre Aufgaben frei wählen, sofern sie körperlich und geistig dazu fähig waren. Mit ihnen wurde kein Handel betrieben. Zwangsverheiratungen gab es nicht und gleichgeschlechtliche Beziehungen waren öffentlich erlaubt und stellten in der gesellschaftlichen Realität wegen des Fruchtbarkeitkultes auch nur eine Randerscheinung dar. Den Frauen wurden ihre Brüste nicht vor der Blüte ausgebrannt wie bei anderen matriarchaischen Amazonengesellschaften, sondern wurden zum Kampf bandagiert und auch mit Rüstungen geschützt. Nur die Kriegsammen entblössten sich kultisch zu Beginn einer Schlacht vor dem Feind. Ihre Streitmacht war gefürchtet mit schweren männlichen Hopliten und Axtkämpfern sowie agilen Amazonenschützinnen, die auch als Speer- und Schwertkämpferinnen unter Waffen waren.

Eine andere Legende besagt, dass Belite und ihre Dienerin kein eigenes Reich gründeten, sondern mit wenigen Glaubensgetreuen wie Rebellen durch fremde Länder zogen und immer wieder Überfälle auf Sklavenwirtschaften ausübten. Sie deshalb fast überall gesucht und verfolgt wurden, da sie den Hauptpfeiler damaliger Herrschaftssysteme, die Sklaverei und die Knechtung der Frau in Frage stellten. Sie wurden aber nie gefasst und auch nach dieser Legende soll sie es geschafft haben, ein eigenes Amazonenheer aufzustellen, um als Söldnertruppe an Entscheidungsschlachten und nachfolgenden Plünderungen teilzunehmen. Ihre Treue zu Aquilonien behielt sie im Herzen, da sie in den anderen ihr bekannten Herrschaftssystemen eine viel größere Gefahr für Freiheit und Gerechtigkeit erkannte, auch wenn die heilige oberste Priesterschaft in Aquilonien ihr den Tod herbeisehnte. So schützte sie der König vor allzu hinterhältiger Ächtung und heimtückischer Verfolgung durch die Priesterschaft, sodass sie zwar des Irrglaubens bezichtigt, aber nicht als Ketzerin gebannt wurde. Die Schwächung des schwunghaften Sklavenhandels im Feindesland war in beider Interesse, sodass sie zu seinen engen Getreuen und Söldnern in den fernen und entlegenen Winkeln des Südostens wurde. Sie war für ihn ein wahrer Schwarzer Drache ganz mit dem feurigen Temperament ihrer von ihm so sehr geliebten zu früh verstorbenen Mutter Belit, der Königin der Schwarzen Küste, aber sie mußte öffentlich Non Grata sein, ein Schwert, das hochoffiziell nicht in seinen Diensten stand. Bei ihren jährlichen Besuchen Alt-Tarantias und der kleinen Mitra-Kapelle zu Ehren der Toten Seelen empfing er sie stets allein in einem geheimen Gemach des Palastes. Es waren angeregte Abende mit aquilonische Delikatessen und Rotwein aus den besten Lagen und ausschweifenden Unterhaltungen über Gott und die Welt. Sie war nicht seine leibhaftige Tochter, aber er liebte sie in dieser Weise. Und sie verstanden sich, denn sie war so, wie er und ihre Mutter in jungen Jahren, nur eben im Unterschied dazu von ihrem Glauben sowie tiefer Sehnsucht nach Liebe und Menschlichkeit beseelt und voller tatkräftiger Entschlossenheit diese Werte auch mit dem Schwert zu verteidigen. Für den König Aquiloniens blieb sie Kundschafterin fremder Welten, Botschafterin zur Toten- und Unterwelt und der tödliche Stachel im Nacken Stygiens und verbündeter Feindesmächte.

Manche meinen, beide Legenden seien wahr, sie hätten sich nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten zugetragen. Um ihre innere Wandlung und ihre Haltung zum aquilonischen Mitratum zu verstehen, die auf viele wie ein Schock gewirkt haben muß, verweist eine weitere Geschichte.

So zog sie, bereits mit Schisma belegt, mit einer Kohorte des Blutordens durch das Reichenviertel Alt-Tarantias, allerdings im Auftrag des Königs, und schlug einen wüsten Aufstand, der von Fremdmächten angezettelt worden war und die Hauptstadt drohte ins Chaos zu stürzen, mit äusserster Brutalität blutig nieder. Die fremden Anführer und aquilonischen Unterstützer, darunter auch ein verräterischer ranghoher Priester, wurden vor den Stadtmauern gepfählt. Zwar war die Oberschicht hocherfreut, wenn auch mit zwiespältigen Gefühlen, beim Klerus des Mitratums weckte die Tat furchtbare Erinnerungen. Es waren die schmerzhaften Geschehnisse um Krystlelina und Cyantia und einer betrogenen Mutterschaft.

Die Liebschaft mit einem Bärenschamanen, als Belite noch sehr jung nach Cimmerien gekommen war, hatte eine Schwangerschaft zur Folge. Auf einer Reise nach Aquilonien, verblieb sie dort und gebar in einem abgelegenen Kloster einige Meilen vor der Hauptstadt ihre Kinder. Ihre vermeintliche Tochter Krystlelina brachte sie später zu ihrem Vater, der in Wahrheit nur ihr Stiefvater war, nach Cimmerien, obwohl sie sie liebte, sich aber nach der Geburt in einer tiefen seelischen Krisen befand. Für das andere Kind hielt man ihr einen toten Leichnam hin, hatte ihr aber beide leibhaftigen Kinder weggenommen, was zum betrügerischen Brauchtum der dortigen Priesterschaft gehörte.

Das dem so war, erfuhr sie erst viele Jahre später, als die Kinder schon zu jungen Frauen ausgewachsen waren durch eine Barbarin, die Cyantias Mutter war und in Cimmerien auf Krystlelina traf, und viele meinten, erst dies habe den Ausschlag gegeben für den späteren völligen Bruch mit dem aquilonischen Mitra-Priestertum. Krystlelina war also nicht ihr echtes Kind. Bei der stattfindenen Gegenüberstellung in Cimmerien stellte sich heraus, dass sowohl Cyantia und Krystlelina die leibhaftigen Töchter der Barbarin waren, beide waren sich wie Zwillinge sehr ähnlich, wenn auch sehr unterschiedlich in der Statur, wiesen auch äußerliche und charakteristische Verhaltensähnlichkeiten zur Mutter auf. Im Unterschied zur Mutter waren sie jedoch sehr introvertiert. Sie hatten jedoch das gleiche Muttermal und den schielenden Blick - dies war am Ende der endgültige Beweis. Die Barbarin war überglücklich ihre beiden Töchter vereint zu haben, war sich aber auch bewusst, was es für Belite bedeutete und alle versuchten ihr Trost zu geben. Belite gab sich dem äusseren Anschein nach zufrieden, aber im Innern kochte es und sie wollte unbedingt die ganze Wahrheit wissen. Nawatu, ihre vendhyanische Dienerin hatte dies vorhergesehen.

Was folgte, war ein entsetzlich grausames Blutbad im Kloster und die Niederschlagung eines ranghohen Priesters namens Innocenti in der Tempelanlage von Alt-Tarantia, den Belite, noch lebendig, an seinen eigenen Gedärmen vor den Götterstatuen aufhängte. Als erste Kohorten eintrafen und das Tempelgelände in der Stadt umstellten, war sie bereits geflohen. Er war das Oberhaupt eines Kinderhändler- und Ritualringes. Dies hatte sie den Beteiligten teils unter Anwendung von Folter herausgequetscht. Man hatte der Barbarin bei der Geburt Krystlelina weggenommen und ihr ebenfalls ein totes Kind gezeigt und Krystlelina an Belite weitergegeben. Cyantia verblieb also bei der Barbarin. Die Kinder Belites - es waren auch zwei - hatten sie entwendet und in einem geheimen Ritual getötet. Je nach Bedarf entschied man sich für Ritualmord, Verkauf oder Erziehung im Kloster. Im Falle von Belite entschloss man sich jedoch zur rituellen Tötung, da man nicht wollte, dass sich ihre Linie fortsetzte, weil man wußte, wessen Tochter sie war. Das Mitratum schweigte zu den Vorgängen, da der Gewinn in die Kasse des Tempels floss und Kinder, die nicht verkauft wurden später in Mitratempeln Frondienste leisteten und einige von ihnen auch eine Ausbildung als Mitrapriester begannen. Von den geheimen Ritualmorden wusste das Mitratum nichts. In den Augen Belites war es einfach Kindesdiebstahl, Mutterschaftsbetrug und die Ritualmorde ein Verbrechen, weshalb sie ausser sich vor Zorn und angesichts ihrer Demütigung in völlige Raserei geriet. Niemand war in der Lage sie in Begleitung ihrer Dienerin Nawatu zu stoppen. Ihre brachialen Schwerthiebe enthaupteten jeden auf der Stelle, der sich ihr in den Weg zu stellen wagte. Einen Priester spaltete sie mit einem Hieb den Leib. Und im Kloster entfesselte Nawatu die fürchterlichen Kräfte der Schlangengöttin Nintu, sodass alle Gefangenen alles verrieten bevor sie grausam starben. Dennoch fand man später in einer Kammer zusammengepfercht, aneinandergefesselt und geknebelt sowie in einem fast wahnsinnigen und zerrütteten Zustand eine Reihe von Klosterangehörigen, darunter viele Kinder, die offensichtlich als unschuldig befunden, verschont geblieben waren, aber offenbar alles hatten mitansehen müssen. Das abgelegene Kloster vor der Stadt bot im Innern ein unsägliches Bild des Grauens. Das Kloster wurde für immer geschlossen - niemand betrat es mehr, hielt es für entweiht und jeder Mitragläubige meinte dort im Stillen das fürchterliche Schreien der Opfer von Nawatus ritueller Folterung und der Rache Belites aus den Wänden zu hören. Gebete waren dort unmöglich geworden. Das Kloster verfiel. Es wurde zur wilden Unterkunft der Landstreicher, Bettler und anderer von der Gesellschaft ausgeschlossener randständiger Existenzen. Später hielten sich dort nur noch unheilbare Kranke auf, die dort Zuflucht suchten und ein schützendes Dach über den Kopf fanden. Viele meinten, der Ort habe seine wahre und gütige Bestimmung erlangt.

Cyantia hatte höchste Weihen letzter Mysterien Mitras erreicht, konvertierte jedoch nach den schrecklichen Ereignissen zur Urreligion von Belite und unterstützte sie bei der Missionarsarbeit, vor allem dort wo die Not am größten war. Cyantia, klein, zierlich, hübsch mit kurzen weissblonden Haaren und leuchtend blauen leicht schielenden Augen, wurde, weil es in ihr schon früh danach verlangte, als Mitrapriesterin im Mitratempel in Alt-Tarantia in die grundlegenden Mysterien eingeführt. Nachfolgend schickte man sie nach Tortage zu einem dem Wein verfallenen, aber menschlich warmherzigen Priester namens Ninus. Der Priester Ninus lebte in ihrer bezaubenden Gegenwart wieder auf und fand zu neuer Lebenskraft. So wuchs er über sich hinaus und führte Cyantia in die letzten Mysterien der Mitrareligion ein. So erlangte sie wider Erwarten der Mitra Oberen tieferen Einblick in die Mitrareligion und die Mysterien. Krystlelina hingegen blieb in Cimmerien bei ihrem Stiefvater im Dorf und ihre leibhaftige Mutter zog in ihr gemeinsames Haus. Es heisst, sie standen näher zu Crom oder verehrten gar keinen Gott. Auch hier gibt es viele voneinander abweichende Versionen, wonach sie Belite schlagkräftig unterstützten.

Cyantia schloss sich der verschworenen Gemeinschaft um Belite an. Sie verspürte nie den Drang nach Kampf und Gewalt, aber ihre Fähigkeiten waren dennoch in vielen Schlachten übermaßen hilfreich. Sie war die Seele der Heilung und Botschafterin des Lichtes, auch in tiefster Dunkelheit und Verzeiflung. Es soll jedoch seltene Momente gegeben haben, wo sie ihre Künste kriegerisch zum Einsatz brachte, aber dies wohl im Konflikt mit gegnerischen Priestern vor allem des Set.

An der Seite von Belite wurde sie ihre höchste Diplomatin, da bei längeren Begegnungen selbst starke Männer wankelmütig und durch ihre wundersame Ausstrahlung und ihre sanftmütige Natürlichkeit bezaubert wurden. Vielen Schwerverletzten, auch Feinden gab sie die letzte Salbung und einige riefen gar ganz laut nach ihr, wollten einfach nur in ihre Augen sehen und ihr Lächeln bevor sie starben. Sie erfüllte vielen Sterbenden ihren letzten Wunsch nach Liebe. Dafür wurde sie sogar von vielen Feinden respektiert. Als sie einmal in Gefangenschaft geriet, wurde sie zwar zunächst mehrmals vergewaltigt, als man sie jedoch erkannte, stiess man die Peiniger beiseite, durchtrennte ihre Fesseln und ihr Leben wurde verschont. Man bot ihr an, die Peiniger zu bestrafen, sie waren bereits zum Schleifen an Pferden festgebunden, doch sie lehnte dies ab. Die Peiniger wurden dennoch vor ihren Augen zu Tode geschliffen. Dann wurde sie freigelassen. Alle anderen Gefangenen hingegen wurden nach uraltem Brauch und Ritus getötet.

Im Unterschied zu ihrem kriegerischen Oberhaupt Belite wurde sie vom Mitratum nie als Ketzerin angeklagt, noch als solche jemals angesehen. Es kam zwar zur Sprache, da auch sie den Mitrakult nach den Regeln der Naturgöttin verkündete, verbreitete und praktizierte, aber niemand wollte etwas davon wissen, da jeder wusste, wo sie war, regierte ihr magisches Licht und häufig endete das Töten ohne Widerhall. Es wurde von einer Schlacht berichtet, wo selbst Einheiten der mitranisch aquilonischen Löwen hoffnungslos miteingeschlossen waren. Die feindliche Übermacht von etwa zwanzigtausend war erdrückend. Es war ein scheussliches Gemetzel in Gange. Viele Soldaten waren vom Töten erschöpft, da niemand der Eingekesselten die Waffen niederstreckte und den Kampf aufgab. Jeden Tod mußten sie schwer erkämpfen. Und das dauerte. Manche sagten später, das war für alle am Ende das grosse Glück.

Als Cyantia, eingehüllt von einem blauem Licht, das prismengleich vom Berge funkelte, am Horizont erschien, kam das Töten allmählich, je mehr Krieger es erblickten, zum Erliegen. Völlig nackt von dem ozeanblauen Licht umgeben, bahnte sich Cyantia voll strahlender Anmut und bezaubender Schönheit eine breit öffnende Gasse durch die feindlichen Reihen dem Anführer zu. Ihr von Natur aus kleine zierliche Statur überhöhte die Wirkung ihrer Erscheinung. Rythmisch hebend und kreiselnd weitete sie beide Arme mit ausgestreckten Handflächen in den Himmel. Auf dem Berg stand drohend Belite mit genauso zum Himmel ausgestreckten Armen. In den Händen hielt sie jedoch ihr gefürchtetes Langschwert, in der anderen eine Fackel und dunkle Rauchschwaden aus zwei grossen Feuern stiegen empor. Der Wind trieb die Rauchwolken zu dem Kriegerheer herüber und bildete eine finster bedrohliche Kulisse in dem der bläuliche Lichtschein Cyantias wie eine Erlösung heraufbeschworen wurde. Sie war spirituell bemalt, ihre Lippen und Augenlider verführerisch blau und die Strahlen der sich neigenden Sonne im vom dunklen Wolken verhangenen Himmel liessen ihre leicht gebräunte und frisch geölte Haut dazu noch goldfarbend schimmern. Cyantia wendete sich in ihrer magisch betörende Erscheinung und glänzenden Blickes nun direkt dem feindlichen Anführer zu. Er sah auf ihre silberblau schimmernde Brustbemalung der Heiligen Weisheit, konnte sich aber auch ihrer erotisch mystischen Anziehungskraft nur schwer entziehen und blickte hoch zu den schwarzen Rauchzeichen Belites am Horizont, aus denen sich der Feuer- und Aschegeruch zunehmend ausbreitete. Das Gespenst der vom Amazonenheer stets nach erfolgreicher Schlacht hinterlassenen verkohlten Einöden schien sich seiner Vorstellungswelt zu bemächtigen. Dann stehend auf ihren Fussspitzen umarmte und küsste sie ihn, streckte sich vor ihm nieder und bat ihn demütig um Vergebung. Entgegen aller Erwartung gewährte er nicht etwa freies Geleit, sondern zog mit seiner Übermacht ab. Bereits am Folgetag verliess er nachts die eigene Armee, wechselte zur Mitra-Religion der Naturgöttin über und trat ein in das Amazonenheer von Belite. Schon wenige Tage nach der Weihe verstarb er in seinem Zelt mit hohem Fieber an unbekannter Krankheit. Unter neuer Führung wurden seine alten Truppen Wochen später in einer Schlucht von einem zahlenmässig unterlegenen Amazonenheer gestellt und vernichtend geschlagen. Das Schlachtfeld und die Toten niedergebrannt, hinterliess das Amazonenheer eine Ödnis.

Es wurde nie geklärt, ob hinter dem Berg ein gewaltiges Amazonenheer wartete, um hinter einem zu entfesselnden Feuersturm anzugreifen oder ob es sich um eine raffiniert inszenierte Täuschung von Belite und Cyantia handelte. Allerdings hätte auch eine kleinere Streitmacht der Amazonen die Schlacht völlig wenden, zumindest durch einen Angriff den abschüssigen Berg hinab in die gegnerische Flanke dem Feind grosse Verluste zufügen und vielleicht sogar zum Kessel der eingeschlossenen aquilonischen Truppen durchbrechen können. Fest steht, dass Cyantia selbstlos, ganz allein und nackt durch die bis an die Zähne bewaffneten schwer gerüsteten Kriegerreihen geschritten war, wenngleich eingehüllt in einem bläulich flureszierenden Lichtschein ihrer Hautbemalung, bis zum völligen Erliegen der Kampfhandlung und bis zu deren Anführer, ohne das auch nur ein einziger ihr ein einziges Haar krümmte. Und der Anführer, vermutlich Opfer furchtbarer Erinnerungen, nach seiner wundersamen Begegnung mit Cyantia zum Abzug blies und Cyantia über fünftausend Eingeschlossenen, überwiegend aquilonisch-mitranischen Kämpfern, das Leben rettete. Sie verbrachte noch Tage dort, um die Verletzten, ob Freund oder Feind, zu versorgen oder zum Sterben zu geleiten. Eine entsetzliche Niederlage wendete Cyantia wie durch ein Wunder ohne jegliches Blutvergiessen doch noch zum Sieg !

In allen Überlieferungen des Legendenschatzes verlieren sich die Spuren von Belite, ihrer Getreuen und Gefährtinnen mit dem Untergang Aquilonies, das auch den Untergang des Mitra Kultes besiegelte. Man geht davon aus, das die feindlichen Mächte sich geschlossen gegen sie stellten und alles vernichteten. Letzte Anhänger wurden bis nach Vendyha verfolgt, in bestialischer Weise bei Volksfesten öffentlich geschändet, feierlich hingerichtet und zur Schau gestellt. Ihre Überreste wurden zur Abschreckung vor heiligen Stätten als Siegestropäen geschmückt und ausgestellt. Der Leichnam Belites wurde nie gefunden. Eine Legende besagt, sie würde eines Tages, wenn die Welt erneut dem Untergang zustrebe, bei Vollmond zur Schlacht der Schlachten in völliger Verschmelzung der Naturgöttin Mitra und der Schlangengöttin Nintu als erotisch berauschende "Mistress of the Gods" aus den Tiefen der dunklen Urwälder Vendyhas, Kambujas oder den längst vergessenen schwarzen Königreichen zurückkehren, nachdem sie im Jahrtausende währenden Kampf in der Unterwelt das Böse besiegt habe. Sie würde dann die von Leid geplagten, unglücklichen Seelen der Menschen in einer okkulten Orgie der Magie und des Schwerttanzes für alle Ewigkeit befreien, erleuchten und ihnen ewige Liebe schenken.

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